Depleted Uranium

Die Ehefrau eines britischen Soldaten berichtet wie sie den Golfkrieg erlebt hat

Seit dem Jahre 1991 verbinde ich mit meinem Geburtstag den Ausbruch des Golfkriegs. Mein Mann war zu diesem Zeitpunkt Unteroffizier in der britischen Rheinarmee und stand mit seinen Leuten am 17.01.91 an der Grenze zum Irak.

Es wurde das traurigste Weihnachten, und als der Morgen des Abschieds nahte, konnte niemand die Empfindungen in Worte fassen. Wir klammerten uns aneinander, unser kleines 3 Monate altes Söhnchen zwischen uns. Ich war die einzige Ehefrau, die den Männern zum Abschied winkte. Die anderen konnten oder wollten dieses schreckliche Gefühl der Ohnmacht nicht ertragen. Aber ich war abergläubisch: sehe ich ihn abfahren, dann sehe ich ihn auch wiederkommen! Keine Spur von Heldenpathos. Kein jubelnder Abschied mit einer kleinen Träne im Auge, wie sie die Medien so gerne verkauften. Einfach ein letzter Kuß, ein letzter Blick - Stille.

Es folgten Wochen zwischen Angst und Hoffnung. Vielleicht konnte der Konflikt doch noch auf diplomatischem Wege gelöst werden. Heute weiß ich, dass dies niemals wirklich in der Absicht der Alliierten lag. Dann kam er, der schlimmste Moment meines bisherigen Lebens. In der Nacht vom 16. auf den 17. Januar. Ich war besonders unruhig, konnte nicht schlafen und schaltete den Fernseher just in dem Moment ein, als der damalige Präsident Bush dem Irak den Krieg erklärte. Wie gelähmt starrte ich auf den Bildschirm. Das durfte nicht sein! Wirklich Krieg! Was soll ich tun? Was kann ich tun?

Das Schlimmste war das Warten. Wir waren verurteilt zum Abwarten. Wir wussten nie, wo unsere Männer sich genau aufhielten und ob es ihnen gut ging. Die Feldpostbriefe waren oft 10 Tage unterwegs. Im Krieg eine Ewigkeit! Für die Bodentruppen, zu denen mein Mann gehörte, gab es kein Telefon. Dies war nur den Piloten vorbehalten. Dafür gab es Chemie, jede Menge Chemie, die in die Körper unserer Männer gepumpt wurde. Impfungen gegen biologische Waffen, Tropenkrankheiten, Insektizide auf den Uniformen und die giftigen Dämpfe der brennenden Ölquellen haben viele Soldaten verseucht. Auch meinen Mann. Dazu kam, dass sich die Männer tagelang ungeschützt in uranverseuchten Gebieten aufgehalten haben, um abgeschossene irakische Fahrzeuge zu untersuchen und Kriegsgefangene zu nehmen. “Depleted uranium” - so der Fachausdruck für diese Art von Uran, das den Körper nicht sofort radioaktiv verseucht, sondern schleichend vergiftet.

Langsam setzt sich die Vergiftung im Körper fest und lähmt nach und nach alle Muskeln. Die Männer sterben meistens am Zusammenbruch der Lungenfunktion und des Schluckapparates. Die nachgeborenen “Golfkriegskinder” sind häufig genetisch geschädigt und neigen zu Lungen- oder Blutkrankheiten. So auch meine neun und zwei Jahre alten Söhne.

Es hatte sich schon lange angekündigt. Verstärkte Manöver hatten uns seit Sommer 1990 auf den “Ernstfall” vorbereitet. Und als unsere Männer wieder einmal zu einer Übung ausgerückt waren, wurden wir Frauen vom Kommandeur in die Kaserne gebeten. So schonend wie möglich sollten wir es unseren Männern beibringen. Ernstfall! Am 2. Weihnachtstag rücken wir ab. Das saß!

Und die Menschen im Irak? Sie werden durch die unmenschlichen Sanktionen der UNO, initiiert von den USA und Großbritannien, immer weiter in die Arme des Diktators getrieben. Man kann eine Opposition nicht durch Hunger und Krankheit stärken.

Über eine halbe Million Kinder sind laut Unicef an den Folgen des Golfkriegs gestorben. Eine Zahl, die die angeblich so auf Durchsetzung der Menschenrechte fokussierte Weltmacht USA Lügen straft. Diese Kinder starben aber nicht allein wegen der menschenverachtenden Sanktionen, sondern weil sie ebenfalls durch “Depleted Uranium” geschädigt wurden. Der Irak ist heute die größte nukleare Abfalldeponie der Welt. Und die hilfesuchenden Zivilisten im Irak wurden ebenso betrogen und benutzt wie die Soldaten der alliierten Armeen und ihre Familien.

Saddam ist immer noch an der Macht. Viele Männer der “siegreichen” alliierten Armee leben nicht mehr oder sind so krank, dass sie ihrem Beruf nicht mehr nachgehen können. Vor ein paar Wochen hat das Pentagon endlich die Verseuchung der eigenen Soldaten zugegeben und den Familien Hilfe zugesichert.

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