Hale Bopp

1997: Komet Hale Bopp fliegt an der Erde vorbei

Energie verpufft so schnell, mein Gott !

Ich möchte von einer Erscheinung erzählen, von einem Himmelskörper, einem magischen Moment, vielleicht.

Das Jahr 1997, irgendwann im März. Wir hatten uns in der Nebensaison ein Ferienhaus gemietet, im höheren Norden Dänemarks, Lønstrup. Nach einiger Zeit voll durchwachter und durchspielter Nächte, exzessiver Strandgänge und von Gischt benetzter, und die dennoch strahlende Frühfrühlingssonne begrüßende, Haut hatten wir uns doch endlich entschlossen, an eine Grenze vorzudringen. Nicht eine belanglose Grenze, wie die Atlanten sie uns vorgaukeln, sondern eine von Naturmächten geschaffene; es sollte nach Skagen gehen, ans Kap, dorthin, wo Nord- und Ostsee sich kämpfend küssen.

Sie waren kalt, beide: das nördliche und das östliche Meer. Und ich hatte sie beide an den Hacken, eines am linken und das andere am rechten Fuss. Eine Zunge voll Land wurde durch die beiden Meere gebildet. Diese konnte gewiss nicht viel Bestand haben, aber sicher ging man auf ihr ein Stück weiter. Die Sonne, natürlich, sie versank grandios, wie vielleicht ein Reiseführer sagen würde. Als sie dieses tat, saßen wir allerdings schon wieder im Auto und fuhren nach Hause. Wenn das Roadmovie, zu dem ich damals, als wir in Skagen in dieser Pommesklitsche saßen die Idee hatte, jemals verfilmt würde, würde ich es bestimmt gerne im Kino anschauen.

Es würde von zwei dänischen -skagener- Jugendlichen handeln, die eines Nachts bei einer Portion Hamburger auf die Idee kommen, von hier aus nach Gibraltar zu fahren.

Dänische Autobahnen sind leer, besonders im März. Wir hörten Radio, denn schließlich können die mitgebrachten Kassetten auch in südlicheren, heimatlichen Gefilden gehört werden. Dann sagte der Moderator etwas von “Romeo og Juliett” und “Garbage”, und es lief die neueste Single der Irisch-Amerikanischen Musikverbindung, “#1 Crush”.

“I would die for you, I would die for you, I’ve been dieing just to feel you by my side, to know that your myne…”

Versunken in die neuen, unbekannten Klänge, fiel mein Blick auf den fast schon schwarzen Asphalt, wanderte über die Leitplanke hinaus in den grünlichen, dämmerigen Himmel und sah den Kometen. Dass er es war, “Hale Bopp”, das wusste ich in diesem Augenblick noch nicht. Für die Augen schien es zu unwahr, und so musste ich mich der Sinneseindrücke der Mitinsassen vergewissern, um nicht in den Sog seines Schweifs zu geraten, und aus dieser Welt gerissen zu werden. Sie sahen es auch.

Dieses ist Geschichte, es geschah vor zwei Jahren. Heute fand ich, in einigen Bildern, auch das Bild des Ewigkeitsboten wieder. Es befindet sich nun im Hintergrund, zeigt eine Dünenlandschaft, ob nun in Dänemark, Schweden oder Norwegen ist letztendlich egal. Davor, dichtgedrängt, die profanen Dinge des Täglichen. Ordner, Verknüpfungen, Laufwerke. Während ich dieses schrieb, lief “#1 Crush” als “MP3”.

Was bleibt, ist die Gewissheit, den Kometen niemals wieder so sehen zu können. Das gibt es nur einmal, und wenn er wiederkommt, ist meine Geschichte bereits an ihr Ende gelangt.

Soziale Plastik. Die Kunst der Allmende

Zum 30. Todestag von Joseph Beuys.

Die Reise nach Jerusalem

Roman

Ich bin doch auch ein Hitlerjude

Witze im 3. Reich